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Bruni Prasske

Bruni Prasske

 

Biographie:

Bruni Prasske, geboren und aufgewachsen in der norddeutschen Tiefebene. Studium der Interkulturellen Pädagogik in Oldenburg. Jobs als Autowäscherin, Kellnerin, wissenschaftliche Assistentin und Sozialarbeiterin in Flüchtlingsunterkünften. Mitarbeit bei Einwanderungsprojekten in den USA. Seit vielen Jahren neugierige Reisende in nächster Nähe und weitester Ferne – mit einer besonderen Beziehung zum Iran.
Anfang der sechziger Jahre bin ich in Loxstedt geboren, einem Dorf, das sich neben seinem witzigen Namen durch eine Hauptstraße ohne jeglichen Charme und winzige Einfamilienhäuser auszeichnet. Doch das war mir als Kind nie aufgefallen.

Der Weg zur fernen und aufregenden Welt lag nur zehn Kilometer entfernt an der Columbuskaje in Bremerhaven und war trotzdem unerreichbar. Das dreimalige Tuten der Ozeandampfer vor ihren letzten Atlantiküberquerungen versetzte mich schon als Erstklässlerin in helle Aufregung. Städtenamen wie New York, Montevideo und Rio de Janeiro gehörten wie grüne Bananenstauden auf dem Wohnzimmerschrank zu selbstverständlichen Boten der Ferne. Wenn die .Kapelle feierlich aufspielte und dem obligatorischen „Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus“ der Befehl „Leinen los“ folgte, blieb nur noch der sehnsüchtige Blick gen Horizont, wo der schwarze Koloss im Meer verschwand - und die kurze Zugfahrt nach Loxstedt.

Doch zum Glück kam die Fremde in unser kleines Dorf, und zwar in Form afghanischer Asylbewerber, die von meinem neugierigen Teenagergemüt mit offenen Armen empfangen wurden.

Das Interesse am Fremden, am Andersartigen war unwiderruflich geschürt und fand während des Studiums der Interkulturellen Pädagogik in Oldenburg weitere Nahrung. Neben den diversen Seminaren zu revolutionären Befreiungsbewegungen in der sogenannten Dritten Welt, der Geschichte und Katastrophe des Kolonialismus nach den Studien zum Einwanderungsland Deutschland, engagierte ich mich zunehmend in der Asylrechtsbewegung. Der rege Kontakt zu Flüchtlingen aus aller Welt und das Kennenlernen ihrer unterschiedlichen Fluchtgründe führte schließlich zur wissenschaftlichen Forschung am Thema „Frauenspezifische Verfolgung und ihre Berücksichtigung im deutschen Asyl“.

Doch schließlich reizte mich die praktische Arbeit mit Asylsuchenden weitaus mehr als die theoretische Auseinandersetzung mit den schmerzlichen Phänomenen der weltweit über 20 Millionen Flüchtlinge. Es folgte eine mehrjährige Tätigkeit als Sozialarbeiterin in Hamburger Asylunterkünften, die ich bis heute halbtags fortführe. Enge private und berufliche Kontakte schürten meine Neugier auf den Iran und die Iraner. Ich begann ihre Sprache zu erlernen und machte mich Ende 1992 erstmalig auf den Weg in dieses faszinierende Land, wo ich die Familien einiger politischer Exilanten besuchte.

Was ich dort vorfand, waren neben gastfreundlichen Menschen beeindruckende Landschaften, Städte und Dörfer. Archäologische und historische Stätten rundeten das Bild eines bunten und exotischen Landes ab. Ich wanderte auf den Spuren der in Deutschland lebenden Exilanten, die aus politischen Gründen keine Möglichkeit hatten, ihre geliebte Heimat wiederzusehen. Auch für sie besuchte ich viele Orte und eine schier unglaubliche Zahl von Familien, die ich mit den beschränkten Mitteln meiner Kamera, wacher Augen und Ohren festzuhalten suchte.

Mitte der neunziger Jahre hatte ich die Möglichkeit, als Stipendiatin in verschiedenen Einwanderer- und Flüchtlingsprojekten in den USA mitzuarbeiten. Dabei entdeckte ich die wohl universellen Erscheinungsformen eines Migranten- und Flüchtlingslebens. Die Erlebnisse, Ängste, Träume, Hoffnungen und Schwierigkeiten einer Familie aus Laos in der pennsylvanischen Provinz knüpfen fast nahtlos an jene einer afghanischen Familien im Ostfriesischen an.

Fremde, Exil, Heimatlosigkeit und die Suche nach einem besseren Leben wurden zu Themen, die mich immer stärker interessierten.
Und es folgte die Erfahrung des Genusses an der eigenen Fremdheit in der Ferne. Kambodschanische Imbisse in San Francisco sind mir inzwischen vertrauter als Gaststuben „Zur Deutschen Eiche“. Und nichtsdestotrotz lernte ich in der Fremde meine eigene Heimat neu schätzen.

In Kalifornien konnte ich mich zudem mit der enorm entwickelten Exilkultur der USA-Iraner vertraut machen.

Im Frühjahr '97 machte ich mich erneut auf die Reise in den Iran. Von den deutschfeindlichen Demonstrationen anlässlich des gerade gefällten Mykonos-Urteils ließ ich mich nicht abschrecken und wurde mit derselben Offenheit und Freundlichkeit empfangen wie vier Jahre zuvor.

Die zweite Reise entwickelte sich zu einem aufregenden Abenteuer einschließlich einer stürmischen Romanze.

Einige Monate nach meiner Rückkehr begann ich mit der Arbeit an der Reiseerzählung: „Mögen deine Hände niemals schmerzen“. Dies geschah zu einem großen Teil auf Drängen iranischer Freundinnen und Freunde, die davon überzeugt waren, ich hätte einiges über ihre Heimat zu berichten.

Das große Abenteuer des Schreibens hat mir eine weitere fremde und faszinierende Welt geöffnet. Und über das Buch kann ich in Kommunikation mit anderen treten, die ebenfalls ihre Freude an der Vielfältigkeit unserer Welt haben. Zudem erhoffe ich mir, einigen Lesern die Augen für ein Land zu öffnen, das leider noch immer allzu häufig mit fundamentalistischen Mullahs gleichgesetzt wird. Doch gleichermaßen würde es mich freuen, wenn der Bericht das Augenmerk auch auf jene über hunderttausend Iranerinnen und Iraner lenkte, die in Deutschland leben und manchmal schon müde geworden sind, gegen absurde Vorurteile seitens ihrer deutschen Nachbarn zu argumentieren. Wenn diese Exilanten mit meinem Buch zufrieden sind, dann hätte ich mein Ziel erreicht- Inzwischen arbeite ich an einem Roman, der in der Welt der Flüchtlinge spielt.

 

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